CNH Industrial ist einer der weltweit größten Investitionsgüterhersteller. Die 67 Produktionsstätten des Unternehmens auf der ganzen Welt produzieren eine breite Palette von Produkten – von Land- und Baumaschinen bis hin zu Motoren, Nutzfahrzeugen und sogar Feuerwehrfahrzeugen.

Herausforderung

Die Probleme in der Lieferkette durch die COVID-19-Pandemie führten zu Verzögerungen bei der Auftragserfüllung und teuren Workarounds

Lösung

In Zusammenarbeit Mindware die Auswirkungen von Produktionsverzögerungen mindern und die Herausforderungen in der Supply-Chain lösen

Ergebnis

Durch die strategische Ausweitung der AM-Nutzung konnte CNH die Probleme in der Lieferkette lösen, ohne bei Qualität oder Kundenservice in irgendeiner Weise Abstriche machen zu müssen

Als OEM- und Aftermarket-Dienstleister, der ständig Hunderttausende von Teilen herstellen, verwalten und bewegen muss, verfügt das Unternehmen über eine äußerst komplexe Supply-Chain-Infrastruktur, die es zu kontrollieren gilt. Und das bei gleichbleibend hoher Qualität und Kundenbetreuung.

„Man kann sagen, es ist wie ein komplexes Puzzle“, sagt Peter Ommeslag, Director und Global Program Lead für Industrie 4.0 bei CNH Industrial. „Und dieses Puzzle wurde durch die globale Pandemie noch herausfordernder.“

Ein Umdenken bezüglich der additiven Fertigung (AM) half dem Unternehmen, veränderte Herausforderungen zu meistern. Einerseits konnte das Unternehmen einen potenziellen Verlust von €189.000 während der ersten COVID-19-Welle abwenden. Andererseits setzt CNH jetzt die additive Fertigung strategisch zur Risikominimierung in allen Lieferketten ein und sichert so eine erhöhte Produktivität für die Zukunft.

Vom Prototyping bis zur Ersatzteilstrategie

„Additive Fertigung machen wir schon seit mehr als 10 Jahren. Begonnen hat es als effiziente Prototyping-Lösung“, erklärt Peter Ommeslag. „Aber es wurde zunehmend deutlich, dass hier noch ein viel größeres Potenzial schlummerte. Also legten wir den nächsten Fokus auf den Druck von Produktionswerkzeugen wie Vorrichtungen, Lehren und Wartungsteilen, um unsere Fertigungsabläufe zu unterstützen. Heute nutzen rund 50 % unserer Einrichtungen die additive Fertigung auf diese Weise. Für uns ist das eine Erfolgsgeschichte.“

CNH employee with an agricultural baler machine, produced by CNH Industrial at their Zedelgem plant

Diese Neuholland-Ballenpresse gehört zum Portfolio landwirtschaftlicher Nutzmaschinen, die im Werk Zedelgem von CNH Industrial gefertigt werden.
Im Bild hier Luigi Neirynck, Werksleiter bei CNH Industrial in Zedelgem. © CNH Industrial.

Aber für CNH war dieser Erfolg nur ein Schritt auf dem weiteren Weg mit der additiven Fertigung. Im Vordergrund stand nun die Idee, weitere Innovationen zu entwickeln und die eigenen Prozesse kontinuierlich zu überprüfen. Mit einem Bestand von rund 1,8 Millionen an unterschiedlichen Teilen und einem klaren Engagement für Exzellenz im After-Sales-Bereich nahm CNH als nächstes ihre Ersatzteilstrategie in den Blick.

„Mit AM ließ sich der physische Lagerbestand ganz erheblich reduzieren“, fährt Peter Ommeslag fort, „und das bei gleichbleibender Verfügbarkeit für unsere Kunden. „Tatsächlich konnten wir die Verfügbarkeit und damit die Servicegeschwindigkeit sogar noch verbessern. Ähnlich positiv stellte sich auch das Potenzial für den Druck von Funktionsteilen dar. Aber angesichts der vielen Anwendungen, die zur Wahl standen, wurde deutlich, dass wir strukturierter an eine neue End-to-End-AM-Strategie herangehen mussten. So begannen wir 2019 mit dem Materialise Mindware-Team zu arbeiten.“

Sicher und schnell: Mit AM €189.000 Verlust abgewendet

Die Zusammenarbeit war bereits erfolgreich angelaufen, da begann die COVID-19-Krise. Wie Luigi Neirynck, Leiter im Werk Zedelgem bei CNH Industrial, erläutert, hatte dies einen großen Einfluss auf das laufende Geschäft.

„Wir mussten uns schnell anpassen und die additive Fertigung war perfekt dafür. Mit Hilfe von Materialise konnten wir beispielsweise hygienische Türöffner sowie Werkzeuge und Komponenten drucken, um Aufgaben, die bisher von mehreren erledigt werden mussten, jetzt auf Einzelpersonen umzustellen. Schließlich mussten die entsprechenden Social-Distancing-Anforderungen erfüllt sein. Darüber hinaus wurden dedizierte Fertigungsressourcen für den Druck von persönlichen Schutzausrüstungen für lokale Krankenhäuser und Schulen eingesetzt und sogar weitere 3D-Drucker angeschafft, um Ideen aus den Gemeinden voranzutreiben und zu unterstützen.“

Es war dann aber ein Problem in der Lieferkette, was CNH vor Augen führte, welchen Mehrwert die additive Fertigung zur Risikominimierung beitragen könnte.

Luigi Neirynck, Plant Director at CNH Industrial Zedelgem, shows a small clamping fixture produced with additive manufacturing

Luigi Neirynck, Werksleiter bei CNH Industrial in Zedelgem, zeigt eine kleine Klemmvorrichtung, die additiv gefertigt wurde.

Es ging um eine kleine, aber wichtige Klemmvorrichtung, für die aufgrund der COVID-19-Beschränkungen keine Ersatzteile vom chinesischen Hersteller an das Werk Zedelgem geliefert werden konnten. CNH hatte nun drei Optionen:

  • Unvollständige Baugruppen zu bauen und nach dem Eintreffen der Teile nachzuarbeiten, zu einem Preis von mehr als €1.750 und mit der Gefahr, für die Bestellungen der Aftermarket-Kunden zu spät zu sein;
  • Die Montage bis zum Eintreffen der Teile vollständig zu stoppen, was Kosten von ca. €189.000 verursacht hätte; oder
  • Das Bauteil zu einem Preis von €15 statt der üblichen €2 pro Einheit selber in 3D zu drucken, was zu Gesamtkosten von €806 führen, aber eine Vorlaufzeit von nur einer Woche benötigen würde.

„AM war nicht nur der schnellste und kostengünstigste Weg nach vorn“, erinnert sich Luigi Neirynck. „Es war auch die einzige Möglichkeit, die Auftragsabwicklung pünktlich zu gewährleisten. Wir legen einen besonders hohen Wert auf Service und Kundenzufriedenheit. Das war schließlich ausschlaggebend für unsere Entscheidung.

„Nicht liefern zu können hätte unsere Kundenbeziehungen schwer beschädigt oder wir hätten Kunden womöglich an die Konkurrenz verloren, die schnellere Abhilfe versprochen hätten. In nur einer Woche druckte Materialise das Teil, das wir so dringend benötigten. Und entschärfte damit eine Situation, die für uns zu einem massiven Problem hätte werden können.“

Ganzheitliche Betrachtung zeigt den wahren ROI der additiven Fertigung

Wie viele Unternehmen hat CNH während der Pandemie viel gelernt. Rückblickend sieht Peter Ommeslag als wichtigste Erkenntnis, dass man ‘groß’ denken muss – vor allem, wenn es darum geht, Schwachstellen in der Lieferkette zu bekämpfen.

Peter Ommeslag kommentiert dies so: „Vor Jahren haben wir uns aus rein technischer Sicht mit AM beschäftigt. Wir stellten uns Fragen wie: ‘Wenn ich dieses Teil drucke, wird es billiger sein? Falls nicht, werden höhere Qualität oder bessere Leistung die höheren Kosten ausgleichen?’. Das hat sich geändert.

„Wie am Beispiel der Klemmvorrichtung deutlich wurde, müssen wir heute umfassender denken. Strategischer. Darüber, wie AM uns helfen kann, auf wichtige geschäftliche Faktoren zu reagieren. Und darüber, wie die additive Fertigung uns dabei unterstützen kann, die Balance zwischen Kundenservice, Produktionskosten und dem eingesetzten Gesamtkapital zu optimieren.“

quote

Wir stellen heute andere Fragen. Uns interessiert heute, ob AM uns hilft, den Service zu verbessern, Unterbrechungen der Lieferkette zu beheben und uns eine größere Flexibilität in der Fertigung zu ermöglichen, während gleichzeitig die Logistikkosten, Lagerbestände und Infrastrukturausgaben gesenkt werden. Und die Antwort auf alle Fragen ist: Ja, das tut sie!
Peter Ommeslag, Director und Global Program Leader für Industry 4.0 bei CNH Industrial

Nachdem CNH seine strategische Reise mit Materialise im Jahr 2019 begonnen hatte, spürt das Unternehmen bereits jetzt, welche Vorteile es haben kann, den 3D-Druck auch aus anderen geschäftlichen Perspektiven zu betrachten.

„Wir erhielten zum Beispiel kürzlich eine dringende Lieferanfrage für eine Haubenabdeckung, die nicht auf Lager war“, erzählt Peter Ommeslag. „Das Teil ist relativ gering nachgefragt und erfordert hohe Werkzeugkosten für die Fertigung. Zumindest bisher! Auf ein Einzelteil gerechnet ist es teurer, dieses Teil in 3D zu drucken. Aber durch den Einsatz von AM sind wir in der Lage, Kundenwünsche wie diese ohne Verzögerung und mit dem gewohnt hohen Standard zu erfüllen. Am Ende erreichen wir damit eine Kostenersparnis von rund 90% im Bereich Werkzeugkosten – bei minimalen Auftragskosten.“

CHN Hood Cover

HOOD COVER

1 PART IN SLS

  • Aftermarket customer back-order
  • Low demand
  • Standard production = tooling cost, minimum order quantity

90%

Cost savings using AM production on demand

CHN Oil Cooler

OIL COOLER

5 PART IN METAL AM

  • Specific customer requirements
  • Standard production = tooling cost

99%

Cost savings with AM, no tooling cost

15

Parts saved from overstock

CHN Chain Tightener

CHAIN TIGHTENER

100 PARTS IN 3 DAYS

  • Urgent demand
  • Standard production = tooling cost, high minimum order quantity

30%

Cost avoidance using AM

90%

Reduction in lead time

80%

Overstock avoided

Partnerschaft hat Priorität

Das Team von Materialise Mindware arbeitet weiterhin eng mit Peter Ommeslag, Luigi Neirynck und dem CNH Industrial Team zusammen, um Szenarien wie diese zur Norm zu machen und CNH zu unterstützen, ultimativ das Ziel einer voll integrierten AM-Strategie zu erreichen.

Peter Ommeslag schließt: „Wir stellen inzwischen andere Fragen. Uns interessiert heute, ob AM uns hilft, den Service zu verbessern, Unterbrechungen der Lieferkette zu beheben und uns eine größere Flexibilität in der Fertigung zu ermöglichen, während gleichzeitig die Logistikkosten, Lagerbestände und Infrastrukturausgaben gesenkt werden. Und die Antwort auf alle Fragen ist: Ja, das tut sie! Als solches muss die additive Fertigung integraler Bestandteil unserer Gesamtstrategie werden.

„Die Zusammenarbeit mit einem Partner wie Materialise ist hierfür entscheidend. Wir kennen unser Geschäft, aber Materialise ist Experte im 3D-Druck. Gemeinsam können wir die richtigen Anwendungen auswählen, die richtigen Schulungen implementieren, die richtigen Softwarelösungen einsetzen und letztendlich die besten Entscheidungen treffen, um die Chancen zu nutzen, von denen wir wissen, dass sie da draußen auf uns warten. Wir haben bereits einen großartigen Start zusammen hingelegt, und ich bin gespannt, wohin die Reise uns noch führen wird.“

 


 

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